Netzbasierte Kunst

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CH-KünstlerInnen


Monica Studer und Christoph van den Berg / Hotel Vue des Alpes, 2000
Das fiktive Hotel Vue des Alpes des Basler Künstlerpaars Studer / van den Berg existiert seit dem Jahr 2000. Über seine Webadresse erhält man neben den üblichen Hotel -Informationen und dem Angebot, online ein Zimmer zu buchen, die Möglichkeit, sich Bild für Bild durch ausgewählte Bereiche des Hotels und seiner alpinen Umwelt zu bewegen. Reserviert man sich eines der neun Zimmer, wird man, weil die Nachfrage gross ist, etwa nach zwei Jahren die Email-Benachrichtigung erhalten, das Zimmer stehe jetzt (gratis!) für eine Woche zur Verfügung. Erst jetzt kann man sich online Klick für Klick in die oberen Etagen des Hotels und in sein Zimmer bewegen, und die weitere Landschaftsumgebung des Hotels erkunden. All diese fotografisch anmutenden Bilder sind in einem 3-D-Programm generiert, und die Erlaubnis, allein das Hotelzimmer für eine Woche mit den Augen bewohnen zu dürfen, widerspricht jeder Erwartung einer Allzeitverfügbarkeit der virtuellen Welt im www. (s. lange Textfassung)

http://www. vuedesalpes.com



Esther Hunziker: NORD, 2004
Die Multimedia-Erzählung von Esther Hunziker basiert auf dem gleichnamigen Roman des Autors Felix Zbinden. Aufgeteilt in vier kleine, parallel angeordnete Fenster wird in kurzen Textsplittern die Geschichte der Privatdetektivin Ly erzählt. Der Leser klickt sich durch die fragmentierte Erzählung und lässt Sätze, Graphiken, Fotos und Animationen an sich vorbeiziehen. Klick für Klick tauchen Töne auf, überlagern sich Musik und Stimmen und verstummen wieder, während der Text immer auch die Bedingung seiner Erzählung reflektiert: „wissensexplosion, dachte sie, kleinste teile auseinanderstrebend, zentrifugalkraft, mein wissen/das universum“. In NORD wird keine lineare Geschichte erzählt, eher entsteht eine Atmosphäre des Narrativen, ein Kaleidoskopeffekt aus textuellen, visuellen und akustischen Handlungselementen.

http://www.xcult.org/nord



Christoph Wachter / Mathias Jud: Zone interdite, seit 2000
Zone interdite macht es sich zur Aufgabe, weltweit topografische Angaben zu geheimen Militärbasen zu sammeln und die verbotenen Orte damit sichtbar zu machen. Die Details zum Bild- und Kartenmaterial stammen aus vielfältigen Quellen und werden in detektivischer Arbeit zusammengesetzt. So führten neben verstreutem Bildmaterial aus den Massenmedien auch private Erinnerungsfotos aus Guantanamo Bay, welche ein US-Veteran im Netz veröffentlicht hat, zur glaubwürdigen und zusammenhängenden Rekonstruktion der berüchtigten Gefängnisanlagen des Us-Militärs in Kuba. Aufgrund der gesammelten und ausgewerteten Bilddaten konstruierten die Künstler ein virtuelles 3D-Modell der geheimen Anlage, durch das man sich mit gedrückter Maustaste navigieren kann. Ein weiteres 3D-Modell gibt es von einem islamischen Training-Camp im Sudan.
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http://www.zone-interdite.net



ubermorgen.com: [V]ote-Auction, 2000
Anlässlich der US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 bot die Website [V]ote-Auction den amerikanischen Wählern die Möglichkeit, ihre Stimme im Internet in einer Online-Auktion meistbietend zu versteigern. Doch die Stimmen-Versteigerung war reine Fiktion. In der [V]ote-Auction sah die Künstlergruppe ubermorgen.com die Möglichkeit, eine öfentliche Diskussion zur Demokratie und ihrer Korrumpierbarkeit zu provozieren. Und tatsächlich hatte die Kunstaktion eine überwältigende Resonanz in den internationalen Massenmedien. Hunderte von Zeitungsberichten, Radio- und Fernsehinterviews waren die Folge, eine halbstündigen Spezialsendung auf CNN war der Höhepunkt der öffentlichen Diskussion. Schliesslich zeigte die [V]ote-Auction, dass das damals noch wenig erprobte Netzmedium auch für Kunstideen zum Massenmedium werden kann. Nach Berechnung der Künstler sollen bis zu 450 Millionen Medienkonsumenten von ihrer Aktion erfahren haben.

http://www.vote-auction.net/
http://www.hansbernhard.com/X/pages/video/pages/cnn_voteauction.html



Onethousandpaintings.com, 2006
Onethousandpaintings.com ist ein künstlerisch-mathematisches Experiment im Web. Zum Kauf angeboten werden tausend gemalte Bilder, welche je eine Zahl zwischen 1 und 1000 darstellen. Eine Zahl, ein Bild. Die Zahl ist die Limite, Kunst und Preis zugleich. Der Wert eines Bildes ist definiert durch die dargestellte Zahl: Wert = 1000 - Zahl. Dies ist der maximale Preis eines Bildes. In der Initialphase des Projektes sind alle Preise um 90% reduziert. Nach jeden 100 verkauften Bildern wird diese Reduktion um absolute 10% verringert. (Beispiel: nach 300 verkauften Bildern beträgt die Reduktion nur noch 60%). Kurzum, je früher ein Bild verkauft wird, desto tiefer sein Preis.
Das Kunstprojekt des Basler Evolutionsbiologen Marcel Salathé hat durch hohe Medienpräsenz international für Aufsehen gesorgt hat. Alleine am 30sten und 31sten Mai 2006 wurden 322 Bilder verkauft.

http://www.onethousandpaintings.com