29.8.00


Endlich ist der Frühling da, schieben die Pflanzen ihre ersten Knospen durch den letzten Schnee, fangen die Vögel zaghaft an zu singen. Mit jedem Tag wird es wärmer und bald sitzen wir wieder barfuss auf dem Balkon, geniessen das Spiel der Sonne über den Buchstaben unseres Sommerkrimis. Vor den Fenstern, natürlich, da beginnt jetzt ein lumpiger Herbst sein gemeines Spiel am Grün unserer Bäume. Im Netz aber herrscht Tauwetter - ganz besonders auch in der Region Basel. So zeigt etwa der Kunstkredit Basel-Stadt ab kommendem Mittwoch die Resultate seines erstmals durchgeführten Wettbewerbs für Kunstprojekte auf dem WWW (vergleiche unten). Vom 13. bis 15. September tastet das Bundesamt für Kultur mit seinem in Basel abgehaltenen Kolloquium «sitemapping» die Zukunft in Sachen kultureller Arbeit mit neuen Technologien ab (http://www.sitemapping.ch). Und Ende September nimmt das Forum für Neue Medien unter Leitung von Annette Schindler seine Arbeit auf. Ausserdem widmet die Zeitschrift «du» ihre Novembernummer dem Thema Netzkunst (http://www.dumag.ch). Von all diesen Ereignissen wird in künftigen Ausgaben dieser Rubrik natürlich noch die Rede sein. Bevor der Realsommer aber ganz verflogen ist, geben wir hier noch schnell zwei Tips zum netzgerechten Genuss von Grill- und Frühstücksfreuden.


Wettbewerb
Der Kunstkredit Basel Stadt hat dieses Jahr erstmals einen Schweizer Wettbewerb für Kunstprojekte auf dem WWW ausgeschrieben. Eingeladen wurden Davix (Luzern/Berlin), Nicolas Fernandez (Genf/Berlin), Paco Manzanares (Basel), Yves Netzhammer (Zürich) und Miriam Steinhauser (Zürich) - alles erfahrene Digital-Künstlerinnen und Künstler. Für drei dieser Projekte hat die Kunstkredit-Kommission Produktionsbeiträge gesprochen. Im Rahmen der «Atelierbesuche» finanziert sie zudem das Projekt eines «Online-Hotels» von Monica Studer und Christoph v d Berg (Basel). Alle Projekteingaben sind offline vom 30. August. bis 10. September in der Kunstkredit-Ausstellung im Kunsthaus Baselland, Muttenz, zu besichtigen. rest


Damen vom Grill
Das Schöne an der Garten-Site grill5.org ist ihre liebevoll kitschige Bild- und Sprachgestaltung. Käthe Walser, Pipilotti Rist, Eva Keller und Annemarie Bucher haben zusammen mit Liliane Lerch (Web-Design) eine gemütsaufhellende Site entworfen, auf der man einiges zu Grillfreuden und Pflanzweisheiten erfährt: «Tomaten lieben nasse Füsse...». Unter dem Stichwort (oder heisst das jetzt schon: Klickwort?) «Kunstdünger» sind Künstlergärten und Gartentexte bekannter Dichter dokumentiert. Diese virtuelle Gartenpflege will keine tiefen Furchen schürfen. Vielmehr düngt sie, metaphorisch gesprochen, die Liebe zu Zierpflanzen, grünen Daumen und gekonnt gartenzwergischem Webdesign. rest
http://www.grill5.org


Kalimera!
«Zum ellinikos kafés servieren uns heute Nikos und Claudia Keimel ein griechisches Frühstück, das keine Wünsche offen lässt». So begrüsst uns die österreichische Künstlerin Bady Minck in der jüngsten Ausgabe seines «Elektrofrühstücks». Was dann aber auf «Feta», «elies kalamon», «anguri», «psomi», «avga brasta» und «chimos apo rodakina» folgt ist aktuelle Information über den Widerstand gegen die neue Regierung in Österreich - angerührt in Wien, aber nicht etwa von einer Partei oder Organisation, sondern von einer Künstlerin, die mit ihren Frühstücksmails «zum Entstehen einer Gegenöffentlichkeit in Österreich beitragen» möchte. Als Frischkost gibt es die neuesten Demoberichte, als «plat de résistance» Deklarationen oder Essays und als Zutat für Gourmets die letzten Regierungswitze. «Je harscher die Nachricht, desto stärker der Kaffee?». Bady Mincks «Elektrofrühstück» ist derzeit auch als Installation in der von Rober Fleck kuratierten Ausstellung «Vivent et travaillent à Vienne» in der Freiburger Kunsthalle Fri-Art zu sehen. she
http://elektrofruehstueck.netbase.org/ (Achtung: Keine www-Adresse).
Die Ausstellung in der Kunsthalle Fri-Art in Freiburg dauert bis zum 15. Oktober.