In Mark Napiers Browserprojekt "Shredder" werden die Texte
und Bilder einer vom Besucher angewählten Webadresse in malerische
An- und Unordnung gebracht. Das Resultat ist schön und purer Ästhetizismus.
Die Seite von (Jörgl) www.haider.or.at wird ähnlich schön-geshreddert
wie zum Beispiel die von (Karel) www.gott.sk. "Shredder" funktioniert
wie eine Malmaschine, doch nicht mehr nach Tinguelys Art vor 40 Jahren,
sondern dekonstruktiv, mit eingebautem Web-Scratching.
http://www.potatoland.org/shredder/
Auch der Kunstbrowser "funksolegrind" von Andi Freeman produziert
malerische Effekte durch mahlerische Methoden. Als typografischer Instant-Film
frisst er sich lautlos durch die Texte einer angewählten Website und
springt, sobald er auf Links trifft, über zu den neuen Seiten. Wenn
sich dem Browser immer neue Links als Transferstellen anbieten, bahnt er
sich vor unseren Augen seinen jede Semantik zerreibenden Weg kreuz und quer
durchs weltweite Netz. Das kann, wenn man ihn lässt, Stunden und Tage
dauern.
http://www.channel.org.uk/sHrd/
Studer/v d Bergs "TvPlots" betreiben die rasante Kombinatorik
von kondensierten Dramen und Glücksgeschichten, für welche Tv-Serien
und ihre Inhaltsbeschreibung die Matrix liefern. In einer flüchtigen
Bild- und Textanimation werden hier nach Zufallsprinzip emontionale Kürzestgeschichten
zu einer Trailermontage zusammengefügt, mit erstickend komischem Effekt.
http://www.xcult.org/stuvdb/tvplots
Alle drei Projekte handeln letztlich vom weissen Rauschen im globalen Dorf. Und weisses Rauschen beruhigt. Wenn alles gleichwertig ist, als Enzyklopädie der Formen, Texte und Inhalte, wird die Medienanwendung zur Frage der Eleganz. Nicht Starren und Grübeln, sondern Schweifen und Scannen - die Kunst der passiven Präsenz zeigt den Kenner. Gefragt ist der neue Medienflaneur.