Carsten Höller

Der Blick in das riesige Aquarium von Carsten Höller eröffnet eine liquide, geheimnisvolle Welt, in der ein südamerikanischer Fischschwarm seine silbern blitzenden Runden zieht.

FRAGEN AN CARSTEN HÖLLER
gestellt von Theodora Vischer

Wo hast Du zum ersten Mal Deine Arbeit öffentlich gezeigt?
Es gab kein "erstes" Mal, sondern nur ein bisschen, dann etwas mehr, dann noch mehr.

Was bedeutet es für Dich, in einem Museum wie jetzt in Basel im Museum für Gegenwartskunst auszustellen?
Gedanken, Schrift- und Wortwechsel, Reisetätigkeit, Gefühle jeder Art.

Was bedeutet ein Museum allgemein für Dich? Besuchst Du Museen? Gibt es ein Museum, das Du besonders gerne magst?
Das Museum ist wie ein Hotel ohne private Zimmer, ein (durch Eintrittsgeld) zugänglicher Raum, in dem wie im Hotel eine grosse Vielzahl von Tätigkeiten möglich ist.

Wenn ein Werk von Dir wie jetzt in Basel im Museum ausgestellt ist, welche Qualitäten möchtest Du dem Ort dann geben?
Eingeschränkte Polysemie.

Würdest Du jedem Ort, an dem Du ausstellst, diese Qualitäten geben, oder sind sie spezifisch für ein Museum für Gegenwartskunst?
Jeder Ort hat seine Ordnung.

Gibt es einen idealen Ort, an dem Deine Arbeit gezeigt werden sollte?
Es gibt einen idealsten Ort.

Ein Werk wie zum Beispiel das "Aquarium" unterscheidet sich von den meisten Werken im Museum dadurch, dass es nicht nur angeschaut, sondern auch benützt werden kann. Wie siehst Du Deine Arbeit im Verhältnis zu anderen Arbeiten, die im Museum gezeigt werden? Stellst Du sie Dir losgelöst, für sich stehend vor oder siehst Du sie in einer Beziehung zu anderen Arbeiten im Museum?
Das Aquarium ist transparent, hindurchschaubar. Das dahinter Liegende ist sichtbar, wenn auch durch Wasser und Wölbung verkrümmt und psychedelisiert. Das Aquarium kann sich nicht loslösen, es bleibt seiner Umgebung verhaftet, es ist nicht autonom. Wir sind es, die es besuchen, es ist kein Ding an sich, ohne uns. Es wurde gemacht und ist nicht entstanden. Ausser ñ den Fischen. Die Fische sind entstanden, gezüchtet zwar, aber nicht das Ergebnis eines technischen Produktionsprozesses, wie der Behälter. Und das Wasser? Und die Rohstoffe? So klar lässt es sich nicht sagen. Deshalb steht es jetzt da, wortlos wie die Fische.

Welche Rolle spielen die Besucher und Besucherinnen? Ist es Dir wichtig, was sie denken, fühlen, sehen und tun?
Auf die Stellung des Kopfes kommt es an: nach hinten gebeugt, unter den Tieren, inmitten des Wassers, an einem liegenden Körper.

Was, denkst Du, kann Deine Arbeit, zum Beispiel das "Aquarium", vermitteln? Ist es eine ganz direkte Erfahrung? Ist es eine unerwartete und wichtige Erkenntnis? Bereitet sie ein Vergnügen? Wirft sie Fragen auf?
Ich freue mich, wenn es keine grundsätzliche Erfahrung gibt.

Was siehst Du, wenn Du Dir Dein Werk in fünfzig, hundert Jahren im Museum vorstellst?
Die Mode hat sich geändert, das Aquarium bleibt.



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