Netzbasierte Kunst

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hypertext

Grundlage der Web-Technologie ist der Hyperlink, kurz Link genannt. Links werden meistens durch Worte oder kleine Grafiken markiert. Sie dienen als Verbindungsstellen, ihr Anklicken öffnet eine neue Seite oder führt in derselben Seite an eine andere Stelle. Jede Webseite kann viele Links enthalten und selber durch viele andere Seiten verlinkt sein. Für dieses Prinzip einer Verknüpfung, die nicht, wie beim Blättern in einem Buch, linearer erfolgt, sondern Verbindungen zu unterschiedlichen Seiten ermöglicht, steht der Begriff des Hypertext. Bereits frühe Werke der Netzkunst und Netzliteratur haben diese nichtlineare Verknüpfung des Hypertexts zur Grundlage einer mehrdimensionalen Erzählweise gemacht. Dem Linkangebot entlang kann sich der User / die Userin einen eigenen Weg durch den Hypertext wählen.


Olia Lialina, My boyfriend came back from the war, 1996.
Die Geschichte My boyfriend came back from the war schildert in einfachen Sätzen und illustriert mit schwarz-weisser Grafik das Zusammentreffen einer Frau mit ihrem aus dem Krieg zurückkehrenden Freund. Dabei hat der Leser / die Leserin jederzeit eine Auswahl zwischen mehreren Links, um sich in der Geschichte fortzubewegen. Zudem erscheinen die Sätze und Bilder in der Webseite nebeneinander auf mehrere Felder (Frames) verteilt, die Erzählung erhält den Charakter einen interaktiven Collage.
Die Russischen Künstlerin Olia Lialina hatte früher mit Video gearbeitet und untersuchte im Medium www die neue Möglichkeit der mehrdimensionalen Erzählweise, die sich aus der nichtlineare Verknüpfung des Hypertexts ergibt.
http://www.teleportacia.org/war/war.html


Heath Bunting: _readme, 1998
Als gegen Ende der 90er Jahre immer mehr Firmen eine eigene Web-Präsenz aufbauten, stieg der Ansturm auf freie Web-Adressen, sog. Domains, rasant an. Auf der Seite _readme verknüpft Heath Bunting 1998 in einem Text über seine Arbeit jedes Wort mit einem Hyperlink zur gleichnamigen Firma mit der Endung .com. 1998 führten die meisten Links noch ins Leere, doch Bunting’s Ironie nahm vorweg, was bereits heute Tatsache ist: Es gibt wohl kaum noch ein Wort der Umgangssprache, das nicht in Verbindung mit der com-Endung als Domain jemandem gehört. Im Untertitel Own, Be Owned Or Remain Invisible thematisiert Bunting die zunehmende Privatisierung des öffentlichen Sprach-Raumes als negative Vision.
http://www.irational.org/heath/_readme.html


(Ausschnitt der html-Programmierung von _readme. Farbauszeichnung: r.s.)