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Netzbasierte Kunst

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Grundlagen

Netzkunst / Net-Art
Mit Net-Art (deutsch: Netzkunst) werden Kunstwerke bezeichnet, welche für die Veröffentlichung im Internet realisiert werden. Sie benutzen die Techniken und ästhetischen Gestaltungsformen des WWW und beziehen sich oft auch inhaltlich auf Aspekte dieses Kommunikationsmediums. Als einzige Kunstform entsteht Net-Art direkt in einem weltweiten Massenmedium – sie benötigt kein Museum, keinen Katalog oder Fernsehsender, um für das Publikum sichtbar zu werden. Ihr Erscheinungsort ist der Computer des Betrachters, der in vielen Werken der Net-Art mit Maus und Tastatur Handlungen ausführen kann, und sei es auch nur die, sich durch Seiten zu klicken. Deshalb spricht man beim Betrachter von Netzkunst von einem User – anders als etwa bei der Malerei oder der Videokunst muss er nicht ein passiver Zuschauer bleiben.

Das Interface des Computers
Vor dem Computer-Bildschirm macht regloses Sitzen mit den Händen im Schoss keinen Sinn. Anders als die Leinwand des Tafelbildes oder die des Kinos ist das Bildfeld des Monitors nicht nur ein Ort für unsere Augen, sondern auch für unsere virtuellen Finger. Denn am Computer sitzt man mit den Fingern auf der Tastatur oder führt mit der Maus einen kleinen Pfeil über den Monitor. Auch er ist unsere virtuelle Fingerspitze, und sobald wir auf einer Webseite über einen Link fahren, verwandelt er sich in eine kleine graphische Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger. Unsere Finger stecken sogar im Wort digital, denn auf Lateinisch heisst digitus Finger. So bildhaft wird uns die Möglichkeit einer Handlung im Computer angezeigt.

Medienkunst
Kunst ohne Medien gibt es nicht. Malerei zum Beispiel benutzt Pigmentfarbe und Leinwand als Medium ihrer Bildideen, genauso wie Netzkunst ihre Hard- und Software. Trotzdem hat sich der Begriff der Medienkunst durchgesetzt. Er fasst im heutigen Sprachgebrauch künstlerische Arbeiten zusammen, die sich junger technischer Medien wie Video, Computer und Internet bedienen. Allerdings bleibt hier die Grenze zwischen dem Gebrauch analoger Medien wie der klassischen Videotechnik und dem Gebrauch digitaler, also computergestützter Medientechnik unscharf. Präziser ist hier der Begriff der 'digital basierten Kunst', der sich in der Diskussion allerdings noch wenig durchgesetzt hat. Er fasst Kunstformen zusammen, welche sich nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich und/oder ästhetisch auf die neue digitale Kultur beziehen.

Multimedia
Ein Merkmal der Netzkunst ist ihr Multimedia-Charakter, die Kombination unterschiedlicher Medien wie Text, Bild und Ton. Nur selten wird ein Medium allein verwendet. Dabei gibt es bei Ton und Bild in sich wieder eine wesentliche Differenzierung: Zum Ton gehören Geräusche, Musik und gesprochene Sprache, beim Bild lassen sich, in statischer oder animierter Form, Grafik und fotografische bzw. filmische Bilder unterscheiden. Mit den schneller werdenden Kabelverbindungen trifft man als Elemente der Net-Art zunehmend Animationen und kleine Filme an.
Der Multimedia-Charakter der Net-Art verdankt sich der Tatsache, dass sich das WWW auf die Computertechnologie abstützt. Das Internet ist ein „Meta-Medium“, das die meisten älteren Medien in digitalisierter Form in sich vereinen kann, zum Beispiel Radio, Fernsehen und Zeitung. Ein E-Mail ist ein ’Brief’ und eine digitale Fotografie ist eine ’Fotografie’, auch wenn sie nicht mehr auf Papier sondern am Bildschirm gelesen bzw. betrachtet werden.

Interaktion und Partizipation
Ein wesentliches Merkmal vieler Netz-Kunstwerke ist die Interaktion. Sie erlaubt dem Betrachter, im Werk mit Maus und Tastatur Aktionen auszulösen. Die Qualität der Interaktion variiert vom einfachen Klicken und Scrollen über temporäre Veränderungen, die nur der Betrachter selbst zu sehen bekommt, bis hin zu Aktionen, welche die Erscheinung des Werks bleibend und für alle anderen Betrachter im WWW sichtbar verändert. Das Originale von Kunstwerken, deren Erscheinung durch den User bleibend verändert werden kann, liegt nicht auf der Ebene einer persönlichen Bild-Handschrift des Künstlers, sondern im Konzept des Werks und in seiner Programmierung. Partizipative Konzepte erlauben es dem User, dem Werk eigene Bilder oder, im Rahmen einer Mitschreib-Geschichte, eigene Texte beizufügen. Er wird zum eigendlichen Co-Autor der künstlerischen Arbeit.