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Elisabeth Hautmann
Holzstühle, bearbeitet und beschrieben (Text nachfolgend)
Eine junge Frau (Paula) Mitte 30 begeht einen Mord an ihrem Vater. Erschüttert und verwirrt verdrängt sie diese Tat. Ihr Leben geht den gewohnten Gang. Da sie in unmittelbarer Nähe zu ihrem Vater wohnt, konzentrieren sich die Fragen Ehrlichers über die Familie und deren Verhältnisse auf sie. Durch die Ermittlungen lernt sie den Assistenten Kain kennen. Beide treffen sich immer wieder. Langsam beginnt eine Liebesgeschichte = eine Geschichte über beide Teile Deutschlands und eine Geschichte über ihre Generation = je vertrauter sie sich werden, umso naher rückt für Paula die Tat. Der Weg dahin deckt Konformität, Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit einer Generation auf. Sie bekommt Angst sich zu verraten und versucht den Konflikt zu lösen. Sie verlässt die Stadt und fährt aufs Land. Psychisch völlig lädiert, kommt sie zurück. Beide halten es nicht aus und treffen sich wieder bis zum Morgen, an dem sie die Tat gesteht.
Hintergrund: (Opfer)
Karl Landauer. geboren am 08. März 1926 in Neuwiedenthal. Eigentümer einer Firma für Fertiggerichte, Ehemann und Vater von 3 Kindern ( 2 Töchter und 1 Sohn). Nach der Wiedervereinigung drängt er seinen Sohn die alte Firma. die wirtschaftlich in Bedrängnis geraten ist, zu übernehmen, um selbst noch eine neue Firma in der Nähe Dresdens zu gründen. Die innerdeutsche Grenze, die auch Identitäten durchschnitten hatte, war durchbrochen. Von einem auf den anderen Tag nicht mehr existent Der Umzug vom Westen in den Osten der etwas wie eine Wiedergutmachung in sich trug, der auch etwas von einen kleinen Sieg hatte, gab ihm die Möglichkeit. etwas Neues anzufangen. Alles aufeinmal besser zu machen. Unterschwellig war es jedoch auch die Abkehr von der Familie. Es kam zu grossen Auseinandersetzungen, nachdem die Familie ihm vorwarf . "sich aus den Staub gemacht zu haben. Für Karl Landauer war es eine neue Qualität von Freiheit. Dinge die für ihn undenkbar waren, werden auf einmal selbstverständlich, geschäftlich wie privat. Er lebt finanziell auf grossem Fuss, obwohl es die Neugründung der Firma nicht unbedingt zulässt und beginnt ein Verhältnis mit seiner jungen Assistentin.
Hintergrund:
(Täterin)
Paula Landauer, Mitte Dreissig zweite Tochter von Karl Landauer, ledig, wohnt seit 1994 in Dresden. Nach ihrem Studium der Bildhauerei in München und Berlin, ist sie vor 3 Jahren nach Dresden gezogen. Sie bekam das Angebot das Reisebüro, Zug zu leiten. Es war die Gelegenheit ihr Leben zu ordnen. "Es ist immer besser, man macht die Dinge selbst. als sie anderen zu überlassen." Flexibel, unkonventionell und agil arbeitet sie mit ihren Kollegen das Reisebüro an die erste Stelle in der Stadt. Selbstbewusstes, elegantes Auftreten.
Geschichte:
An einem grauen Novembertag werden Hauptkommissar Ehrlicher und sein Assistent Kain an einen Ort in der Nähe Dresdens gerufen. Es handelt sich um den toten Karl Landauer. Ein aus dem Westen kommender Geschäftsmann. der 2 Jahre nach der Wende einen Betrieb für Fertiggerichte gründete. Die Assistentin von Landauer hatte ihren Chef am Morgen seinem Haus tot aufgefunden. Als Ehrlicher am Tatort ankommt macht er einen etwas gelangweilten müden Eindruck. mit dem Kommentar "was ist es nur, was diese Leute davon abhält, hier sesshaft zu werden?" Ehrlicher und Kain erfahren, dass der Tote eine Tochter in Dresden hat. Kain fährt nach Dresden zurück, um die Tochter vom Tod ihres Vaters zu unterrichten Ehrlicher bleibt vor Ort und schaut sich alles noch etwas genauer an
Paula steht auf. Macht ihre morgendliche Toilette. geht aus dem Haus und wundert sich. dass sie ihr Auto nicht gleich findet. Müde und schlapp fährt sie ins Büro. Das Verhältnis zu den Kollegen ist freundschaftlich und offen. So auch am Morgen des 2. Novembers. Die Begrüssung ist lax als PauIa ins Reisebüro kommt. Fast schlafwandlerisch und ohne auf die Bemerkung ihrer Kollegen zu achten. geht sie zu ihrem Schreibtisch. Kaum hörbar, so als würde sie mit sich selbst reden, spricht sie: "Einen Vorteil hat dies, hier alles hinter mir zulassen, diese Gesichter nicht mehr sehen zu müssen "
Eine junge Frau begeht einen Mord an ihrem Vater Warum sie diese Tat begangen hat, bleibt für sie und für den Zuschauer vorerst im dunkeln. Sie verdrängt die Tat. Als man ihr davon herichtet. ist sie völlig erschüttert Verwirrt fragt sie, oh sie nun selbst auch in Gefahr sei. Sie versucht diese Nachricht so gut als möglich zu verkraften. Ihr Leben geht weiter. Doch seit dem Mord an ihrem Vater fühlt sie sich wie gespalten. Etwas stimmt nicht mehr. Unsicher über ihre Gefühle, wird sie angespannt und ängstlich. Die Kommissare deuten dies als normale Reaktion auf solch eine Nachricht. Beide sind von dieser Frau sehr angetan. Vorallem Kain fühlt sich zu ihr hingezogen. Er beobachtet sie; fährt Umwege, um an ihrer Wohnung oder am Büro vorbeizukommen. Durch einen Zufall treffen sie sich in einem Zeitungsladen in der Nähe des Reisebüros. Kain nutzt die Gelegenheit und lädt sie zum Essen ein. Sie treffen sich. Immer wieder. Langsam entwickelt sich eine Beziehung. Beide entdecken etwas wie Verlust, das Andere vielleicht nie richtig verstehen zu können. Paula gerät Zunehmens in den Strudel ihrer Geschichte. Sie sieht den Bruch in ihrem Leben. sie sieht, dass diese ihre Generation, worauf sie so grosse Stücke legt, nichts Prägendes zustande bringt, für nichts steht, ausser für schlichtes Mittelmass. Kain wird gegenüber Ehrlicher immer reservierter. Ehrlicher erfahrt von der Beziehung zwischen Kain und Paula. Es kommt zur Konfrontation zwischen Ehrlicher und Kain.
Paulas Mutter kommt nach Dresden, doch auch sie kann zur Aufklärung dieses Falles nichts Neues beitragen. Paula beginnt völlig zu verzweifeln. Langsam setzt sich der 23.November wie ein Puzzle zusammen. Sie steuert immer mehr dem besagten Sonntagnachmittag zu und sieht den Mord an ihrem Vater vor sich. Sie sieht, wie grundlos, ziellos und irrsinnig diese Tat war. Sie verschwindet aus Dresden. Ehrlicher beginnt etwas zu ahnen und fragt Kain über Paula aus. Kain wehrt jede Spekulation ab. Paula hält es auf dem Land nicht länger aus und fährt zurück nach Dresden. Sie versucht Kain zu erreichen, lässt es dann aber. In der Zwischenzeit möchte Ehrlicher eine Fahndung nach Paula einleiten. Kain kann ihn davon abbringen. Er verspricht Ehrlicher, ein Zusammentreffen zu arrangieren. Kain wartet auf eine Reaktion von Paula, doch es passiert nichts. Tage später sieht Kain Paula in einer Kneipe mit Freunden sitzen. Er fährt ihr nach und stellt sie zur Rede. Paula betrunken, verabredet sich mit ihm für den nächsten Morgen. Zögernd nimmt Kain diesen Vorschlag an. Am Morgen fahren Kain und Ehrlicher in Paulas Wohnung. Die Wohnungstür ist nur angelehnt. Beide gehen hinein und sehen sie in einer Ecke kauern. Sie blickt zu Ehrlicher auf und sagt: "Ich habe sie erwartet".
Berlin, Juli 1997