Einführung: Ausstellung
Die Gruppenausstellung
Bei unseren Recherchen bekamen wir den Eindruck, dass das Vaterbild als namentliches Thema in den grossen, unsere Welt und Zeit umspannenden Katalogen der Kunstgeschichte nicht, bzw. nur marginal existiert. Im Gegensatz zu Literatur und Film scheint sich das Thema in der bildenden Kunst hinter anderen Namen oder Inhalten zu verstecken.
Woher kommen nun die Vaterbilder in unserer Ausstellung?
Wir überlegten, die Arbeiten zu provozieren, Künstler und Künstlerinnen anzusprechen, speziell für uns und diese Ausstellung Arbeiten zu schaffen. Ein zu hohes Ziel für unseren Zeitrahmen und Budget, stellten wir fest. (Erschwerend dazu kam, dass der Frage nach dem Entwurf eines Vaterbildes etwas Pathetisches anhaftet).
Also erinnerten wir uns an Kunst, die wir gesehen hatten, die uns beeindruckt hatte, die unser Thema behandelte und für uns erreichbar war.
Unsere Wahl zeigt, wie unterschiedlich sich auf bildnerischer Ebene ein Vaterbild präsentieren kann. Dabei handelt es sich nicht immer um sichtbare "Portraits" der individuellen Väter. (Auberger, Bourgeois, Rikli, Spielhofer,de Vagay und Ziegler) Auch "Relikte" spielen eine Rolle.(Etwa bei Luckner die Briefe seines Vaters oder in einer Videosequenz bei Saemann, in welcher sie auf einen Stuhl deutet und behauptet: "Das ist mein Vater.")
Wir zeigen aber auch Werke, die sich mit über-individuellen Vaterbildern auseinandersetzen. (Die "Maler-Väter" von Walter, die Arbeiten von Hautmann und Marti)
für grössere Darstellung bitte die Einzelbilder anklicken
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler:
über Vera Bourgeois | in der Ausstellung
Von 1994 bis 1997 hat sich Vera Bourgeois intensiv mit der Sammelleidenschaft ihres Vaters auseinandergesetzt. Es entstanden verschiedene Installationen und Videos.Für unser Vaterbildprojekt nimmt sie zwei Videos als Ausgangspunkt.
über Paul Luckner | in der Ausstellung
Bei Paul Luckners Projekt wies der Zufall den Weg.Vor einigen Monaten erhielt er von seiner Mutter einen Pappkarton mit Papieren von/über seinen vor ca. 20 Jahren verstorbenen Vater. Bei diesen Papieren befanden sich auch schon vergessene Briefe. In Paul Luckners Installation werden diese eine entscheidende Rolle spielen.
über Andrea Saemann | in der Ausstellung
Ihre rund 40 minütige Performance "Schlüsselreize", in welcher sie auf hintergründige und zugleich ungemein humorvoller Weise durch ihr Elternhaus führt und dabei starke eigene Erinnerungen evoziert, bildet den Ausgangspunkt für die Videoinstallation die in unserer Ausstellung zu sehen sein wird.
über Hildegard Spielhofer | in der Ausstellung
Es wird ein 9 minütiges Video zu sehen sein, ein fragmentarisches und feinfühliges Portrait ihres Vaters aus dem Jahr 1993.
über Sigismond de Vajay | in der Ausstellung
Sigismond de Vajay ist ein Künstler und Aktivist, der in vielen Bereichen tätig ist und seine Ahnen im ungarischen Hochadel hat. Wir zeigen von ihm das grosse Gemälde "Double Pater"
über Uwe Walter | in der Ausstellung
Von ihm zeigen wir eine Arbeit, die sich mit kollektiven Vaterbildern in der Bildenden Kunst auseinandersetzen.
über Crista Ziegler | in der Ausstellung
Die Fotoarbeit, die wir von Crista Ziegler zeigen, entstammt einem nicht publizierten Foto-Text Buch in Zusammenarbeit mit Peter Suter "Ludwig im Schnee" von 1996/97. Vor einem weiten Himmel sehen wir den Vater von Crista Ziegler zusammen mit einem Pferd.
über Till Velten | in der Ausstellung
Till Velten hat bei den Vorbereitungen zum Vaterprojekt beratend mitgearbeitet. Seine Arbeit thematisiert den Aufbau dieses Vortrags und wird auf dem Fundustisch liegen.
über Elisabeth Hautmann | in der Ausstellung
Sie wird mit einer Installation zum Thema Vatermord vertreten sein.
über Hansjörg Marti | in der Ausstellung
Psychologie, Seelenkunde und spirituelle Theorien beeinflussen Hansjörg Martis Arbeiten. In Performances und seminarähnlichen Aufführungen bringt er Objekte und Plastiken in einen zeichnerischen, szenischen und sprachlichen Kontext.
über Maya Rikli | in der Ausstellung
"affaire de famille..... Nachdem mein Vater gestorben war, zogen wir um und die Bilder hingen im schlecht beleuchteten schmalen Eingangsbereich". Maya Rikli ist eine der beiden Initianten des Vaterbildes.
über Rasso Auberger | in der Ausstellung
"Der Dreck, den ich beim Abwaschen des Schreibtisches meines verstorbenen Vaters gewann". Rasso Auberger ist der andere der beiden Initianten.
Neben den Dokumentationen der beteiligten Künstlerinnen und Künstler die auf diesem Tisch liegen und deutlich machen, das sie keine Vaterspezialistinnen und Spezialisten sind, werdet ihr weitere Querverweise auf Väter, beziehungsweise Vaterbilder aus den verschiedensten Lebensbereichen finden. Man wird auf dem "Fundus-Tisch" auf Künstlerinnen-Dokumentationen stossen, die sich ganz direkt mit dem Vaterbild auseinandersetzen. (Jolanda Brun, Doris Mikula) oder gar Resultate aus Zusammenarbeiten zwischen Vater und Tochter zeigen (die Malerin Leta Peer mit ihrem Schriftstellervater) Es sind aber auch Einblicke zu finden wie etwa die Dokumentation über das Projekt von Sabine und Daniel Hagman, "Was bleibt, Erinnerungsspuren, die in ihrer Fragestellung Parallen mit dem Vaterbild aufweisen. (Wie lässt sich ein Erinnerungsbild festhalten? Wie kann Erinnerung sichtbar werden? Wie lassen sich Bedeutungen nachvollziehbar machen?)
Auch werden zum Beispiel im Laufe des Projektes die Vorträge schriftlich dazukommen. Erweiterungen sind also, vielleicht auch durch Euch, durchaus erwünscht.